Treffen der Nachbarschaftsinitiative Kiez aktiv: Bockbrauerei

Wir treffen uns nach wie vor jeden Montag um 19.30 Uhr.
Wer Interesse hat: bitte eine E-Mail an: bockbrauerei(ät)posteo.de

Wir bleiben organisiert und solidarisch!
Investor*innen und Gentrifizier*innen können nicht ruhig schlafen: Wir machen weiter!

Kiez Aktiv: Bockbrauerei

Ärger um den Hochglanz-Bauzaun // Bauwert kündigt Vertrag mit Howoge

Liebe Interessierte am Schicksal der Bockbrauerei,

wer die Schwiebusser Straße entlang fährt, muss täglich mit ansehen, wie die Bauwert AG die Zerstörung der historischen Bockbrauerei mitsamt ihres historisch gewachsenen Kleingewerbes mittlerweile vollendet hat. Die Anwohner*innen leiden täglich unter großem Lärm...


Trotzdem sind auch kleine Erfolge zu verzeichnen. Im der Mai-Ausgabe 2023 vom MieterEcho wurde unter anderem berichtet, dass der Bauzaun mit bunten Bildern von Kindern einer Berliner Grundschule verschönert war – ein durchsichtiger Versuch, dem massiven Luxuswohnungsbau-Projekt ein scheinbar freundliches Gesicht zu geben. Nun, den Eltern dieser Kinder hat das nicht gefallen, zumal sie nicht informiert wurden, dass die Bilder zur Werbung für das private Großprojekt der Bauwert AG eingesetzt werden sollten. Ende Mai haben sie deshalb gegenüber der Bauwert AG protestiert – und waren erfolgreich: Die Bauwert AG (bzw. ihre Vermarktungsagentur Best Place musste die Bilder entfernen! Das nötige Kleingeld für bedruckte Hochglanz-Bauzäune scheint vorhanden zu sein, denn bereits seit Anfang Juni steht ein komplett neu bedruckter Bauzaun, mit nun allerdings viel einheitlich aussehenden Kinderbildern, die auch nicht mehr explizit einer bestimmten Grundschule zugeschrieben werden. Es finden sich darunter Bilder, denen Zitate zugeordnet sind wie „Ich will in einem luxuriösen, modernen Haus wohnen. Mit ganz vielen großen Fenstern. Marlene, 12 Jahre" oder „Ich möchte in einem großen Haus mit großen Fenstern wohnen. Vor dem Haus gibt es einen Garten mit einer Schaukel und einem riesigen Pool. Neben dem Haus ist eine Garage mit einem coolen Auto."

Wir freuen uns, dass die Eltern der Kreuzberger Grundschule auch nicht einverstanden damit waren, dass die vorherigen, kreativen Zeichnungen ihrer Kinder zur Bewerbung von hochpreisigen Eigentumswohnungen eingesetzt werden – Wohnungen, die sich nach der Aussage eines Elternteils: „Keiner von ihnen leisten könnte." Und es zeigt sich, dass es sich immer lohnt, sich zu wehren!

Zu einen weiteren Fakt: in dem MieterEcho-Artikel wurde auch berichtet, dass die Bauwert AG von ihrem Kündigungsrecht gegenüber der Howoge Gebrauch gemacht hat — zum Bedauern der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die zumindest (magere) 30 sozial geförderte Wohnungen auf dem Gelände bauen wollte, auf dem ca. 220 Luxuswohnungen entstehen sollen.
Diese Berichterstattung hat dann anscheinend der Tagesspiegel aufgegriffen und am 08.0.2023 in dem Friedrichshain-Kreuzberg-Newsletter berichtet, dass die berlinovo nun die sozial geförderten Wohnungen bauen soll.

Wir treffen uns weiter jeden Montag um 19.30 Uhr.
Wenn Ihr kommen wollt, kontaktiert uns unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

hier der Artikel von der Mai-Ausgabe 2023 des MieterEchos:

Bauen bis die Wände wackeln In Kreuzberg errichtet die Bauwert AG hochpreisige Eigentumswohnungen


Von Peter Nowak

Wie wohne ich heute? Wie arbeiten die Erwachsenen heute? Das sind einige der Fragen, mit denen sich Schüler/innen der Charlotte-Salomon-Grundschule in Kreuzberg in Form von Malereien beschäftigt haben. Die großflächigen bunten Bilder sind seit einigen Wochen in einer Open-Air-Ausstellung auf dem Bauzaun in der Schwiebusser Straße 12–17 zu sehen. Die Bauwert-AG, die für die Planung auf dem Grundstück verantwortlich ist, verwendet natürlich die üblichen Floskeln der Immobilienwirtschaft, wenn sie auf ihrer Homepage schreibt: „Berlins erste Bockbrauerei erfindet sich neu — Wohnen und Arbeiten in Kreuzberg".

Dass dabei auch Geschichte sehr „kreativ" vermarktet wird, zeigt sich am Motiv des Steinbocks, mit dem die Bauwert AG wirbt. Denn mit der eigentlichen Geschichte des Areals hat das Tier nichts zu tun. Auf dem Gelände hatte Georg Leonhard Hopf 1839 eine Brauerei mit einem Gartenlokal gegründet, das sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Berliner Bevölkerung in der aufstrebenden Metropole entwickelte. Dort wurde auch reichlich Bockbier ausgeschenkt, das seinen Namen allerdings nicht vom Steinbock, sondern von dem Ort Einbeck in Niedersachsen hat, wo das Starkbier produziert wurde. „Ob die interessanten Bilder der Schüler/innen der Charlotte-Salomon-Grundschule oder der Steinbock, der nichts mit der Geschichte des Areals zu tun hat: Alles wird hier für die Profitinteressen der Bauwert AG ausgenutzt", kritisiert Marianne, die in der Nachbarschaft der Bockbrauerei wohnt und die Entwicklung des Grundstücks wie andere Anwohner/innen auch kritisch beobachtet.

Die Initiative war auch mehrmals mit Infoständen am nahen Chamissoplatz anzutreffen, wo sie für ihre Kritik vor allem am rücksichtslosen Bauverhalten der Bauwert AG viel Zustimmung aus der Nachbarschaft bekommen hat. So stürzte am 22. Juli 2022 bei Abrissarbeiten eine bis zu vier Meter hohe Ziegelmauer auf den Hinterhof eines Nachbargrundstücks. „Terrassenmöbel wurden zerschlagen, Balkone beschädigt – nur durch großes Glück ist kein Mensch zu Schaden gekommen", wird ein Anwohner im Tagesspiegel zitiert.

Im Februar 2023 verhängte die Bauaufsicht sogar für kurze Zeit einen Baustopp auf dem Gelände. Zuvor hatten Nachbar/innen der umliegenden Häuser Alarm geschlagen. Sie hatten berichtet, dass bei Erdarbeiten auf dem Gelände der Bockbrauerei die Wände ihrer Wohnungen so stark gewackelt haben, dass sie an ein leichtes Erdbeben dachten. 


Vertrag mit der Howoge gekündigt

In dem Werbematerial der Bauwert AG zur Bockbrauerei heißt es: „Auf dem ca. 13.000 m² großen Grundstück entstehen Eigentums- und Mietwohnungen, Studentenapartments und geförderte Wohnungen — sowie ein Bürohaus, eine Kita und Platz für kiezansässiges Gewerbe. Dieser breite Mix schafft ein natürliches Flair und ein angenehmes Wohn- und Arbeitsumfeld." Dass der Schwerpunkt auf hochpreisigen Eigentumswohnungen liegt, wird schnell deutlich. Unklar bleibt hingegen, wie viele sozial geförderte Wohnungen es auf dem Areal am Ende geben wird. Dafür sollte eigentlich die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge zuständig sein, und es gab auch schon einen Vertrag. Aber der ist Geschichte.

„Der Eigentümer der Fläche hat zum Bedauern der Howoge von seinem Kündigungsrecht Gebrauch gemacht, so dass der Vertrag mit der Howoge rückabgewickelt wurde" erklärte die Pressesprecherin der Wohnungsbaugesellschaft gegenüber MieterEcho. Überrascht von dem Schritt gibt sich auch der Baustadtrat von Kreuzberg-Friedrichshain Florian Schmidt. „Ein Vertreter der Eigentümer hat im Stadtentwicklungsausschuss erklärt, dass ein Verkauf an eine landeseigene Wohnungsbaugesellschaft weiterhin geplant ist. Diese Zusage gegenüber dem Bezirk betrachten wir als verlässlich, alles andere wäre ein gravierender Vertrauensbruch", erklärte Schmidt auf Nachfrage gegenüber MieterEcho. Die Nachbar/innen haben allen Grund, skeptisch zu bleiben. Schließlich sind solche „Vertrauensbrüche" in der Immobilienbranche nicht so selten.