Wir — die Stadtteilinitiative WEM GEHÖRT KREUZBERG — möchten gerne die Karte der Verdrängungsprozesse für "61" aktualisieren: viele Mietshäuser haben nicht nur die Abgeschlossenheitserklärung, sondern sind mittlerweile in Eigentumswohnungen umgewandelt. Kündigungen wegen 'Eigenbedarf' haben Hochkonjunktur. Ferienwohnungen in lukratives möbliertes, zeitlich befristetes Wohnen übertragen. Kleingewerbetreibende verdrängt...
Schaut doch mal in der Karte nach, ob in euren Häusern Daten aktualisiert werden sollten oder ob euer Haus überhaupt schon auf der Karte ist.
Fahrradtour zu realisierten und geplanten Neubauprojekten in Kreuzberg 61

am Sonntag, den 30.08.2020 im Rahmen der Kreuzberger Kiezwoche


Etwa 35 Menschen radelten gemeinsam am Sonntagnachmittag durch Kreuzberg 61 um das Ausmaß einer immer massiveren Verdichtung des Stadtteils durch schon realisierte und geplante Neubauprojekte anzusehen.

Neubauprojekte, die fast ausschließlich im hochpreisigen Segment liegen — teure Eigentums- oder Mietwohnungen — die für viele Menschen nicht mehr bezahlbar sind.

Bezahlbarer Wohnungsneubau war auf der Strecke kaum zu finden.

Auch die beiden — oft hochgelobten Neubauprojekte — der Baugruppen in der Schwiebusserstraße und die 464 Wohnungen der Genossenschaft Möckernkiez an der Yorckstraße waren für viele Mieter*innen keine Alternativen, einfach weil es viel zu teuer war.

Verschiedene nachbarschaftliche Initiativen informierten mit Beiträgen über die entsprechenden vielfältigen negativen Auswirkungen auf den Stadtteil und deren stadtpolitischen, sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen.

Diese Fahrradtour visualisierte vor allem durch das eigene Erleben die Orte des Betongoldes, der entsolidarisierenden Aufwertung, der Verdrängung des sozialen Umfeldes — ja sogar ihren Beitrag zur Zerstörung der Nachbarschaften, der Vielfalt im Stadtteil, von Stadtnatur und Freiflächen.

Los ging die Fahrradtour an der Bockbrauerei und dem Bauprojekt Schwiebusserstr., vorbei an den Neubauprojekten Schultheissbrauerei/ Viktoriapark, „Roter Riegel“/ Monumentenstr., Bautzenerstr./ Hellweg, Neue Urbane Mitte/ Gleisdreieckpark, Neubaugebiet Flottwellstr., Student*innenwohnheim/ Hafenplatz, Hochhausprojekt/ Schönebergerstr., Neubauprojekt „Kondor Wessels“/ Stresemannstr. und dem Postbankareal/ Hallesche Str. und endete schließlich auf dem sogenannten Dragoner Areal, wo ebenfalls über 500 Neubauwohnungen geplant sind.

Vor dem Kiezraum auf dem Areal wollten wir uns noch gemütlich bei einer Tasse Kaffee und Tee austauschen, doch leider hat der einsetzende Regen den geselligen Abschluss etwas vermasselt und mangels dem Zugang zur Adlerhalle für die Initiativen sind wir unter den Vorbau der LPG und haben in kleineren Gesprächsrunden weiterdiskutiert.

Verdrängung hat viele Gesichter — Neubauprojekte ist eines!

Fotos: kappa photo

WEM GEHÖRT KREUZBERG    —    September 2020