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29.10.2020 Pressemitteilung: Stay at home!

Obdachlose nehmen sich Wohnungen in Mitte


Heute haben sich wohnungs- und obdachlose Menschen mehrere Wohnungen in der Habersaathstraße 46 angeeignet. Solidarische Unterstützung erhalten sie von Mitarbeiter*innen von Sozialvereinen und mietenpolitisch Engagierten. Die Wohnungen in bester Lage standen seit mehreren Jahren leer.

Wohnen und Gesundheit sind Menschenrechte

Ein langer Winter steht vor der Tür und die Corona-Infektionszahlen steigen durch die Decke. Trotz massenhaften Leerstands in Berlin müssen weiterhin Menschen auf der Straße oder in überfüllten Unterkünften leben. Schutz vor Infektion oder Zugang zu medizinischer Versorgung sind so stark beeinträchtigt. Kälte, Nässe, Stress und Armut tun ihr Übriges.

"Ich will keine Notunterkunft, ich will in meinem eigenen Bett schlafen." und "Ich möchte eine Wohnung, weil ich nicht möchte, dass ständig meine Sachen geklaut werden.", sagen zwei der neuen Bewohner:innen des Hauses.

Spekulativer Leerstand nach Privatisierung

Die ehemalige "Papageienplatte" in der Habersaathstraße war einst das Schwesternwohnheim der Charité. Im Jahr 2006 wurde es durch den Berliner Senat privatisiert. Im Jahr 2017 wurde das Haus für das zehnfache an die Arcadia Estates GmbH weiterverkauft und seitdem strategisch verwahrlost und entmietet. Der Bezirk duldet seit vielen Jahren diesen spekulativen Leerstand. Der Häuserkomplex sollte für den Neubau von Luxuswohnungen abgerissen werden. Die Abrissgenehmigung wurde nach massiven Protesten zurückgezogen.

Im Juli 2020 hat sich die BVV Mitte endlich auf die verbliebenen wehrhaften Mieter:innen des Hauskomplexes zubewegt und die Rekommunalisierung sowie die Beendigung des Leerstandes beschlossen.

“Während mit Leerstand spekuliert wird, müssen schätzungsweise 10.000 Menschen in Berlin auf der Straße leben. Die Profite einiger weniger dürfen nicht über dem Recht auf Wohnraum für alle stehen. Das Haus muss sofort beschlagnahmt werden oder die Politik muss einen anderen Weg finden um die Wohnungen langfristig zu sichern”, kritisiert Valentina Hauser von der Gruppe Leerstand Hab-ich-saath.

Senat und Bezirk müssen Taten folgen lassen

Dass Obdachlose sich Wohnraum selbst aneignen müssen, ist ein Armutszeugnis für den rot-rot-grünen Senat. Ein Befolgen der sogenannten "Berliner Linie" wäre inhuman und verfassungsfeindlich (§28 Berliner Verfassung).

“Wenn Innensenator Geisel obdachlose Menschen, die dringend ein Zuhause brauchen, aus der Habersaathstraße räumen lässt, zeigt Rot-Rot-Grün einmal mehr, dass sie vor dem Immobilienkapital kuschen. Wenn stay at home das Gebot der Stunde ist, dann muss das Menschenrecht auf Wohnen für alle Menschen in der Stadt gelten”, so Valentina Hauser.

Wir fordern den Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel, den Bezirksstadtrat Ephraim Gothe sowie die Sozialsenatorin Elke Breitenbach dazu auf, den spekulativen Leerstand in der Habersaathstraße umgehend zu beenden und für alle Besetzer:innen eine würdige Unterkunft zu garantieren.

Webseite: Leerstand Hab-ich-saath

Mieter:innen:
IG HAB Nachbarschaftsinitiative