update: die besetzte Volksbühne wurde heute am 28.09.2017 geräumt!
Volksbühne besetzt
22.09.2017 Pressetext zur transmedialen Theaterinszenierung B 61-12
Beim Intendantenwechsel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz geht es um mehr als um die Frage nach geeignetem Führungspersonal für ein beliebiges Theater.
Das Theaterhaus ist ein Symbol für die Stadtentwicklung.
Wenn wir die Abwicklung eines widerständigen Ortes nicht hinnehmen, stellen wir damit die Fragen:
Wem gehört die Stadt? In welchen Verhältnissen wollen wir arbeiten, wohnen und wirken? Wie verteidigen wir unsere Vision einer Großstadt, in der sich alle Menschen in gleichwertigen Lebensverhältnissen friedlich entfalten können.
In Berlin lag eine historisch bedingte, einzigartige Situation vor: Im Zentrum der Stadt gab es günstigen bis kostenfreien Raum im Überfluss. Unsere Stadt wurde einst zum Ort der Sehnsucht — attraktiv und lebenswert für freiheitsliebende und kreative Menschen aus aller Welt. Alles erschien möglich. Der kulturelle Sektor avancierte auch aufgrund mangelnder Industrie zu einem der zentralen ökonomischen Träger.
In den 90er Jahren herrschten in Berlin nahezu anarchische Zustände, die unsere Lebensqualität jedoch nicht minderten. Sie waren vielmehr Bedingung für die Entwicklung kultureller Vielfalt.
Doch das Potential verpuffte, denn der Überfluss an Raum wurde nicht mit politischem Willen erhalten. Unsere Stadt wurde vielmehr als Beute dargeboten und der Profitgier schienen keine Grenzen gesetzt. Berlin ist heute ein Weg vorgezeichnet, den schon andere europäische Metropolen beschritten: ein Weg der Verdrängung, ein Weg der Ausgrenzung, ein Weg der Zerschlagung jeglichen Gemeinschaftsgefühls.
Exorbitante Mieten und unsichere Arbeitsverhältnisse führen zu existenzieller Angst, zu Lähmung, Resignation und Isolation. Diese Schockstarre gilt es gemeinsam aufzubrechen!
B 61-12
Mit dieser kollektiven, transmedialen und mimetischen Theaterinszenierung nehmen wir das Theaterhaus in Besitz und erklären es zum Eigentum aller Menschen. Wir öffnen es und stellen es zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung.
Wir wenden uns an alle, die sich durch Karrierezwang ihrer selbstbestimmten Zukunft beraubt sehen. Wir wenden uns an diejenigen, die den Schritt aus dem Hamsterrad wagen wollen, um aus dem Reichtum an Alternativen zu schöpfen.
Wir stehen in der Tradition derjenigen Menschen, die dieses Haus vor über 100 Jahren mit ihrem „Arbeitergroschen“ unabhängig finanzierten, bauten und betrieben.
Herzlich laden wir dazu ein, dieses besondere Haus am Rosa-Luxemburg-Platz als große Bühne für die politische Neuverhandlung der Stadtentwicklung, für künstlerische Schöpfung und gestaltende Intervention zu begreifen und zu nutzen.
Es geht um die Wiedergewinnung von öffentlichem Raum in einem Jahrzehnt der Privatisierung und Kommerzialisierung. Allen Beteiligten soll die gleichberechtigte Inanspruchnahme von finanziellen Mitteln zur Umsetzung kurzfristiger und langfristiger Projekte ermöglicht werden. Denn wir folgen dem Grundsatz: Gleiches Geld für gleiche Arbeit.
Staub zu Glitzer verabschiedet sich hiermit
Seit mehr als einem Dreivierteljahr hat ein harter Kern von etwa 40 Personen mit einem Mantel von bis zu 110 Menschen aktiv an dieser Operation mitgewirkt. Ein Atelier diente dabei als Büro und Einsatzzentrale. Größere Versammlungen wurden von unterschiedlichen Institutionen wohlwollend beherbergt. Unser Kollektiv und die Operation Staub zu Glitzer verabschieden sich am heutigen Tag. Staub zu Glitzer ist Geschichte. Ab sofort wird sich im Rahmen dieser transmedialen mimetischen Theaterinszenierung ein neues Kollektiv konstituieren. Wir laden hiermit herzlich ein zur Partizipation.
Insbesondere möchten wir auch das ehemalige künstlerische Personal der Ära-Castorf dazu einladen, sich bei dieser Großinszenierung vielfältig zu engagieren. Bei der Zusammensetzung aller möglichen Gremien gilt ausnahmslos eine Frauenquote von 50%. Positionen bleiben so lange unbesetzt bis die Quote erfüllt werden kann. Das Kollektiv der Volksbühne ist feministisch, antirassistisch und queer und wird zeitnah geeignete Werkzeuge entwickeln zur Vorbeugung von Altersdiskriminierung und zur Gewährleistung von umfänglicher Barrierefreiheit.
Die Ära Castorf
Wir fordern alle ehemaligen Regisseur*innen auf, ihre Repertoire-Stücke nach Möglichkeit in den zukünftigen Spielplan zu integrieren. Wir möchten uns dafür bedanken, dass das Fortführen des Repertoire-Programms unter einer leichtfertig installierten Intendanz verweigert wurde. Wir bitten hiermit ausdrücklich um das Engagement des ehemaligen künstlerischen Personals innerhalb der neuen Strukturen — sporadisch, punktuell oder langfristig.
Unsere Inszenierung ist die transmediale, mimetische und konsequente Weiterführung der Produktionen der Volksbühne Ost der vergangenen Jahrzehnte. Es handelt sich um engagiertes dialektisches Theater 2.0.
Die gesamte aktuelle Mitarbeiterschaft des Hauses wird nach Abstimmung mit der abgelösten Leitung vollständig in die neue hierarchiefreie Struktur integriert. Niemand soll wegen unserer Bewegung existentiellen Ängsten ausgesetzt sein.
Neben einem festen Ensemble für das Haus sollen auch vermehrt freie Theaterinitiativen und Kollektive aus der Stadtgesellschaft, aus Ost, West, Nord und Süd die verschiedenen Bühnen bespielen.
Der Name Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz war, ist und bleibt Programm, denn er steht für die politische Ausrichtung jeglicher Produktion im und um das Haus. An diesem Haus wird die Stadtentwicklung im Speziellen aber auch in ihrem Bezug zur globalen systemischen Entwicklung verhandelt und diskutiert.
Dieses Theater steht für eine mögliche Welt — frei von Nationalismen, frei von militärischer Bedrohung, frei von Ausbeutung und Sklaverei, frei von Rassismus und Geschlechterungerechtigkeit.
Die Volksbühne Ost am Rosa-Luxemburg-Platz stand und steht für eine mögliche klassenlose Gesellschaft, in der alle Menschen in gleichwertigen Lebensverhältnissen in Frieden koexistieren können.
Die Volksbühne steht für Solidarität, gemeinschaftliche Produktion und die Förderung freier, kreativer Arbeit.
Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Räumlichkeiten
Wir sind uns der Bedeutung dieses denkmalgeschützten Gebäudes bewusst. Wir werden ihn gewissenhaft wahren und schützen und haben bereits umfassende Vorkehrungen getroffen, damit es unter der kollektiven Intendanz zu keinen schädigenden Vorfällen kommen wird.
Wir werden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten den Lärmschutz, den Brandschutz und den Schutz der Besucher*innen gewährleisten. Dafür bieten wir organisierte und geschulte Organe, die diese Aufgaben übernehmen. Hierzu gehört ein professionelles Awareness-Team, eingewiesene, versierte Bühnen-Techniker*innen, ein Team aus erfahrenen Securitys und Konzepte des respektvollen Miteinanders. Wir treffen hinreichende Vorkehrungen zur Wahrung von Ordnung und Hygiene.
Es wird kein Nagel in die falsche Wand geschlagen, keine Wand beschmiert, kein Holz zerkratzt. Sachbeschädigung werden wir nicht dulden, respektloses Verhalten wird nicht toleriert. Wir sind mit genügend Technik ausgestattet und werden daher die Technik des Hauses nicht nutzen oder gar gefährden.
Zur friedvollen Machtdemonstration nutzen wir das Zentrum des Gebäudes, die Hauptbühne, um dort den originalgetreuen Nachbau des modernsten Atombombentyps B 61-12 künstlerisch zu inszenieren.
Die Volksbühne als Zentrum einer Stadtbewegung
Die Volksbühne ist das neue Zentrum der Anti-Gentrifizierung. Menschen, die von Verdrängung betroffen oder bedroht sind, finden hier eine Community, die sie informiert und in ihrem Widerstand unterstützt. Jegliche Formen von Gewalt und Militanz lehnen wir ab.
Die Volksbühne ist ein friedlicher Ort, an dem gestritten wird, ein Ort des Dissens’ und der Zusammenkunft.
Auf der Homepage unserer Theaterinszenierung B 61-12 finden Sie einen Verfahrensvorschlag für die partizipatorische Gestaltung dieser Inszenierung.
Dazu gehören ein Raum-Zeit-Konzept sowie ein ökonomisches Modellverfahren. Sie dienen dem Theaterkollektiv als Arbeits- und Diskussionsgrundlage. Unsere Ergebnisse tragen wir zu gegebener Zeit bei einer weiteren Pressekonferenz vor.
Das Theater soll als Ort des gesellschaftlichen Experiments erhalten bleiben. Es soll Raum schaffen für Neues und die Bereitschaft fördern künstlerische Risiken einzugehen. Wir wollen spielen, experimentieren und dabei scheitern zu dürfen. Nicht wachsende Publikumszahlen und Profit um jeden Preis sind das Ziel des Stadttheaters, sondern das Schaffen von mimetischen Möglichkeitsräumen.
Wir wollen gemeinsam stadtpolitische und theaterperspektivische Fragen aufwerfen.
Spielplan
Unser Spielplan steht allen zur Partizipation offen. Projekte können angeregt und eingebracht werden. Hierfür sind eigene Ansprechpartner vorgesehen, die Veranstaltungswünsche entgegennehmen. Wir arbeiten mit verschiedenen stadtpolitischen Initiativen und Theaterkollektiven zusammen, wollen ein Parlament der Wohnungslosen etablieren, Podiumsdiskussionen und Lesungen Raum bieten. Bringt euch ein, werdet Teil unseres transmedialen Theaterprojekts! Dieser Ort soll partizipatorisch geschaffen, ausgehandelt und vor allem bespielt werden.
Zur aktuellen Intendanz
Bei unserer performativen Intervention geht es nicht um die Personalie Chris Dercon, sondern um eine Neuaushandlung des Theaters 2.0. Wir kritisieren die Einsetzung Dercons als Intendanten der Volksbühne auf kultur- und stadtentwicklungspolitischer Ebene. Wir distanzieren uns ausdrücklich von allen Angriffen auf seine Person.
Chris Dercon soll weiterhin die Finanzierung seitens der Landesregierung für sein Projekt am Tempelhofer Flughafen erhalten und dort sein Konzept materialisieren. Die Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz aber soll für die Dauer unserer Inszenierung vom Kollektiv verwaltet werden. Den bereits für das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz verpflichteten Künstler*innen bieten wir an, ihre Produktionen innerhalb der kollektiven Strukturen wie geplant zu verwirklichen. Den Kultursenat fordern wir auf, Chris Dercon eine andere angemessene Wirkstätte zur Verfügung zu stellen.
Alle Beteiligten haben in den vergangenen Wochen bereits Gespräche mit Vertreter*innen von Staub zu Glitzer geführt und ihre Verhandlungs- und Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Wir bedanken uns bei den vielen Netzwerken, Kollektiven und Einzelpersonen, die mitgeholfen haben dieses Theaterwagnis zu realisieren.
Wir wünschen uns eine rasche Aufnahme der Verhandlungen.
Volksbühne besetzt
22.09.2017 Pressetext zur transmedialen Theaterinszenierung B 61-12
Beim Intendantenwechsel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz geht es um mehr als um die Frage nach geeignetem Führungspersonal für ein beliebiges Theater.
Das Theaterhaus ist ein Symbol für die Stadtentwicklung.
Wenn wir die Abwicklung eines widerständigen Ortes nicht hinnehmen, stellen wir damit die Fragen:
Wem gehört die Stadt? In welchen Verhältnissen wollen wir arbeiten, wohnen und wirken? Wie verteidigen wir unsere Vision einer Großstadt, in der sich alle Menschen in gleichwertigen Lebensverhältnissen friedlich entfalten können.
In Berlin lag eine historisch bedingte, einzigartige Situation vor: Im Zentrum der Stadt gab es günstigen bis kostenfreien Raum im Überfluss. Unsere Stadt wurde einst zum Ort der Sehnsucht — attraktiv und lebenswert für freiheitsliebende und kreative Menschen aus aller Welt. Alles erschien möglich. Der kulturelle Sektor avancierte auch aufgrund mangelnder Industrie zu einem der zentralen ökonomischen Träger.
In den 90er Jahren herrschten in Berlin nahezu anarchische Zustände, die unsere Lebensqualität jedoch nicht minderten. Sie waren vielmehr Bedingung für die Entwicklung kultureller Vielfalt.
Doch das Potential verpuffte, denn der Überfluss an Raum wurde nicht mit politischem Willen erhalten. Unsere Stadt wurde vielmehr als Beute dargeboten und der Profitgier schienen keine Grenzen gesetzt. Berlin ist heute ein Weg vorgezeichnet, den schon andere europäische Metropolen beschritten: ein Weg der Verdrängung, ein Weg der Ausgrenzung, ein Weg der Zerschlagung jeglichen Gemeinschaftsgefühls.
Exorbitante Mieten und unsichere Arbeitsverhältnisse führen zu existenzieller Angst, zu Lähmung, Resignation und Isolation. Diese Schockstarre gilt es gemeinsam aufzubrechen!
B 61-12
Mit dieser kollektiven, transmedialen und mimetischen Theaterinszenierung nehmen wir das Theaterhaus in Besitz und erklären es zum Eigentum aller Menschen. Wir öffnen es und stellen es zur allgemeinen Nutzung zur Verfügung.
Wir wenden uns an alle, die sich durch Karrierezwang ihrer selbstbestimmten Zukunft beraubt sehen. Wir wenden uns an diejenigen, die den Schritt aus dem Hamsterrad wagen wollen, um aus dem Reichtum an Alternativen zu schöpfen.
Wir stehen in der Tradition derjenigen Menschen, die dieses Haus vor über 100 Jahren mit ihrem „Arbeitergroschen“ unabhängig finanzierten, bauten und betrieben.
Herzlich laden wir dazu ein, dieses besondere Haus am Rosa-Luxemburg-Platz als große Bühne für die politische Neuverhandlung der Stadtentwicklung, für künstlerische Schöpfung und gestaltende Intervention zu begreifen und zu nutzen.
Es geht um die Wiedergewinnung von öffentlichem Raum in einem Jahrzehnt der Privatisierung und Kommerzialisierung. Allen Beteiligten soll die gleichberechtigte Inanspruchnahme von finanziellen Mitteln zur Umsetzung kurzfristiger und langfristiger Projekte ermöglicht werden. Denn wir folgen dem Grundsatz: Gleiches Geld für gleiche Arbeit.
Staub zu Glitzer verabschiedet sich hiermit
Seit mehr als einem Dreivierteljahr hat ein harter Kern von etwa 40 Personen mit einem Mantel von bis zu 110 Menschen aktiv an dieser Operation mitgewirkt. Ein Atelier diente dabei als Büro und Einsatzzentrale. Größere Versammlungen wurden von unterschiedlichen Institutionen wohlwollend beherbergt. Unser Kollektiv und die Operation Staub zu Glitzer verabschieden sich am heutigen Tag. Staub zu Glitzer ist Geschichte. Ab sofort wird sich im Rahmen dieser transmedialen mimetischen Theaterinszenierung ein neues Kollektiv konstituieren. Wir laden hiermit herzlich ein zur Partizipation.
Insbesondere möchten wir auch das ehemalige künstlerische Personal der Ära-Castorf dazu einladen, sich bei dieser Großinszenierung vielfältig zu engagieren. Bei der Zusammensetzung aller möglichen Gremien gilt ausnahmslos eine Frauenquote von 50%. Positionen bleiben so lange unbesetzt bis die Quote erfüllt werden kann. Das Kollektiv der Volksbühne ist feministisch, antirassistisch und queer und wird zeitnah geeignete Werkzeuge entwickeln zur Vorbeugung von Altersdiskriminierung und zur Gewährleistung von umfänglicher Barrierefreiheit.
Die Ära Castorf
Wir fordern alle ehemaligen Regisseur*innen auf, ihre Repertoire-Stücke nach Möglichkeit in den zukünftigen Spielplan zu integrieren. Wir möchten uns dafür bedanken, dass das Fortführen des Repertoire-Programms unter einer leichtfertig installierten Intendanz verweigert wurde. Wir bitten hiermit ausdrücklich um das Engagement des ehemaligen künstlerischen Personals innerhalb der neuen Strukturen — sporadisch, punktuell oder langfristig.
Unsere Inszenierung ist die transmediale, mimetische und konsequente Weiterführung der Produktionen der Volksbühne Ost der vergangenen Jahrzehnte. Es handelt sich um engagiertes dialektisches Theater 2.0.
Die gesamte aktuelle Mitarbeiterschaft des Hauses wird nach Abstimmung mit der abgelösten Leitung vollständig in die neue hierarchiefreie Struktur integriert. Niemand soll wegen unserer Bewegung existentiellen Ängsten ausgesetzt sein.
Neben einem festen Ensemble für das Haus sollen auch vermehrt freie Theaterinitiativen und Kollektive aus der Stadtgesellschaft, aus Ost, West, Nord und Süd die verschiedenen Bühnen bespielen.
Der Name Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz war, ist und bleibt Programm, denn er steht für die politische Ausrichtung jeglicher Produktion im und um das Haus. An diesem Haus wird die Stadtentwicklung im Speziellen aber auch in ihrem Bezug zur globalen systemischen Entwicklung verhandelt und diskutiert.
Dieses Theater steht für eine mögliche Welt — frei von Nationalismen, frei von militärischer Bedrohung, frei von Ausbeutung und Sklaverei, frei von Rassismus und Geschlechterungerechtigkeit.
Die Volksbühne Ost am Rosa-Luxemburg-Platz stand und steht für eine mögliche klassenlose Gesellschaft, in der alle Menschen in gleichwertigen Lebensverhältnissen in Frieden koexistieren können.
Die Volksbühne steht für Solidarität, gemeinschaftliche Produktion und die Förderung freier, kreativer Arbeit.
Ein verantwortungsbewusster Umgang mit den Räumlichkeiten
Wir sind uns der Bedeutung dieses denkmalgeschützten Gebäudes bewusst. Wir werden ihn gewissenhaft wahren und schützen und haben bereits umfassende Vorkehrungen getroffen, damit es unter der kollektiven Intendanz zu keinen schädigenden Vorfällen kommen wird.
Wir werden in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten den Lärmschutz, den Brandschutz und den Schutz der Besucher*innen gewährleisten. Dafür bieten wir organisierte und geschulte Organe, die diese Aufgaben übernehmen. Hierzu gehört ein professionelles Awareness-Team, eingewiesene, versierte Bühnen-Techniker*innen, ein Team aus erfahrenen Securitys und Konzepte des respektvollen Miteinanders. Wir treffen hinreichende Vorkehrungen zur Wahrung von Ordnung und Hygiene.
Es wird kein Nagel in die falsche Wand geschlagen, keine Wand beschmiert, kein Holz zerkratzt. Sachbeschädigung werden wir nicht dulden, respektloses Verhalten wird nicht toleriert. Wir sind mit genügend Technik ausgestattet und werden daher die Technik des Hauses nicht nutzen oder gar gefährden.
Zur friedvollen Machtdemonstration nutzen wir das Zentrum des Gebäudes, die Hauptbühne, um dort den originalgetreuen Nachbau des modernsten Atombombentyps B 61-12 künstlerisch zu inszenieren.
Die Volksbühne als Zentrum einer Stadtbewegung
Die Volksbühne ist das neue Zentrum der Anti-Gentrifizierung. Menschen, die von Verdrängung betroffen oder bedroht sind, finden hier eine Community, die sie informiert und in ihrem Widerstand unterstützt. Jegliche Formen von Gewalt und Militanz lehnen wir ab.
Die Volksbühne ist ein friedlicher Ort, an dem gestritten wird, ein Ort des Dissens’ und der Zusammenkunft.
Auf der Homepage unserer Theaterinszenierung B 61-12 finden Sie einen Verfahrensvorschlag für die partizipatorische Gestaltung dieser Inszenierung.
Dazu gehören ein Raum-Zeit-Konzept sowie ein ökonomisches Modellverfahren. Sie dienen dem Theaterkollektiv als Arbeits- und Diskussionsgrundlage. Unsere Ergebnisse tragen wir zu gegebener Zeit bei einer weiteren Pressekonferenz vor.
Das Theater soll als Ort des gesellschaftlichen Experiments erhalten bleiben. Es soll Raum schaffen für Neues und die Bereitschaft fördern künstlerische Risiken einzugehen. Wir wollen spielen, experimentieren und dabei scheitern zu dürfen. Nicht wachsende Publikumszahlen und Profit um jeden Preis sind das Ziel des Stadttheaters, sondern das Schaffen von mimetischen Möglichkeitsräumen.
Wir wollen gemeinsam stadtpolitische und theaterperspektivische Fragen aufwerfen.
Spielplan
Unser Spielplan steht allen zur Partizipation offen. Projekte können angeregt und eingebracht werden. Hierfür sind eigene Ansprechpartner vorgesehen, die Veranstaltungswünsche entgegennehmen. Wir arbeiten mit verschiedenen stadtpolitischen Initiativen und Theaterkollektiven zusammen, wollen ein Parlament der Wohnungslosen etablieren, Podiumsdiskussionen und Lesungen Raum bieten. Bringt euch ein, werdet Teil unseres transmedialen Theaterprojekts! Dieser Ort soll partizipatorisch geschaffen, ausgehandelt und vor allem bespielt werden.
Zur aktuellen Intendanz
Bei unserer performativen Intervention geht es nicht um die Personalie Chris Dercon, sondern um eine Neuaushandlung des Theaters 2.0. Wir kritisieren die Einsetzung Dercons als Intendanten der Volksbühne auf kultur- und stadtentwicklungspolitischer Ebene. Wir distanzieren uns ausdrücklich von allen Angriffen auf seine Person.
Chris Dercon soll weiterhin die Finanzierung seitens der Landesregierung für sein Projekt am Tempelhofer Flughafen erhalten und dort sein Konzept materialisieren. Die Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz aber soll für die Dauer unserer Inszenierung vom Kollektiv verwaltet werden. Den bereits für das Haus am Rosa-Luxemburg-Platz verpflichteten Künstler*innen bieten wir an, ihre Produktionen innerhalb der kollektiven Strukturen wie geplant zu verwirklichen. Den Kultursenat fordern wir auf, Chris Dercon eine andere angemessene Wirkstätte zur Verfügung zu stellen.
Alle Beteiligten haben in den vergangenen Wochen bereits Gespräche mit Vertreter*innen von Staub zu Glitzer geführt und ihre Verhandlungs- und Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Wir bedanken uns bei den vielen Netzwerken, Kollektiven und Einzelpersonen, die mitgeholfen haben dieses Theaterwagnis zu realisieren.
Wir wünschen uns eine rasche Aufnahme der Verhandlungen.