Pressemitteilung 25.09.2018: Auch Pandion ist kein guter Nachbar
Ein neuer Nachbar hat sich angekündigt. Auf den zwei Grundstücken in der Prinzenstr., Kreuzberg dort wo über 40 Jahre lang die Firma Robben & Wientjes in ihrem Stammsitz Umzugswagen verliehen hat, will die Pandion AG die Gewerbehöfe „The Shelf" errichten. Im Zuge der Übernahme des Autoverleihers durch die Firma Buchbinder wurden die Grundstücke am Standort Prinzenstr. an Pandion verkauft — mit 1,85 Milliarden Euro Verkaufsvolumen inzwischen sechstgrößter Immobilienwickler Deutschlands.
Die Robben gehen, die Haie kommen
Pandion stellt sich als lokal engagiertes, soziales Unternehmen dar. Man befinde sich „bereits in guten Gesprächen mit den Nachbarn" und die Entwicklung der Grundstücke erfolge in enger Abstimmung mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Doch die Nachbarn haben von den Plänen der Pandion AG erst aus der Presse erfahren, während der Bezirk sich bedeckt hielt.
„The Shelf" ist nicht der kreative, grüne und soziale Ort, den das Unternehmen auf seinen Plakaten verspricht. Angekündigt ist vielmehr eine 150 Millionen Euro teure begehbare Geldanlage: The Shelf 1 (Prinzenstr./Ecke Ritterstr.) und The Shelf 2 (Prinzenstr.34). Einziehen sollen zahlungskräftige Start-Ups und Unternehmen aus Kreativ- und Tourismuswirtschaft, die sich Mieten um die 25 Euro pro Quadratmeter leisten können. Es hieß, es würde auch bezahlbarer Raum für Kunst und lokales Gewerbe entstehen. Tatsächlich sollen jedoch nur 3,8 % (!) der insgesamt 18.000 Quadratmeter für 10 Jahre zur Hälfte des Preises vermietet werden.
Der erhebliche Marketingaufwand, den Pandion für seine Imagepflege betreibt, kann niemanden darüber hinwegtäuschen, dass die Immobilie für die in der Nachbarschaft arbeitenden und lebenden Menschen keine bezahlbaren Räume schafft. Pandions sogenannter „Zukunftsort" schafft keine Zukunft für uns. Hier wird eine weitere Kapitalanlage in eine diverse, akut von Verdrängung bedrohte Nachbarschaft mit gewachsenen Stadtstrukturen gebaut. Mit diesen Investitionen und Renditeerwartungen entsteht nicht der „soziale Raum für die bunte (Sub-)Kultur, Nachbarn, Kunst", den Pandion verspricht. Auch in der Umgebung werden die Mieten durch solche Projekte steigen, Gewerbemieter*innen und Kulturschaffende werden verdrängt, weitere zahlungskräftige Unternehmen angelockt. Deren gut bezahlte Angestellte konkurrieren um den arbeitsnahen Wohnraum, sie fragen eine ihren Ansprüchen gemäße Infrastruktur wie z.B. hochpreisige Gastronomie nach, etc., etc.
Für uns steht daher fest: Auch Pandion ist kein guter Nachbar!
Die Stadt ist ein Gemeinwesen und kein Spekulationsobjekt!
Die laufende Verdrängung betrifft Mieter*innen, Gewerbetreibende, soziale Einrichtungen, aber auch Kunst- und Kulturschaffende, die keine bezahlbaren Ateliers und Ausstellungsräume mehr finden können.
Derzeit vergibt Pandion über die Agentur „Glut" Zwischennutzungsmöglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen. Institutionen wie die Kunst-Werke Berlin (KW) und die Kunsthochschule Weissensee haben diese für die eigenen Events in Anspruch genommen, ohne den immobilienwirtschaftlichen Hintergrund kritisch zu hinterfragen.
Die Instrumentalisierung der Kunst für die eigenen Zwecke hat Pandion schon bei dem Street-Art-Zwischennutzungs-Projekt „The Haus" erfolgreich ausprobiert, für das sie mit dem Immobilien-Marketing-Award 2017 ausgezeichnet wurden. Während die Kunst- und Kulturproduzentinnen noch glauben, günstige Räume für eine Zwischennutzung gefunden zu haben, sind sie inklusive städtischer Förderung — schon längst unbezahlter Teil einer Marketingmaschine.
Unser Protest richtet sich nicht gegen den Berlin Art Prize. Unser Protest richtet sich dagegen, dass einige wenige Millionengewinne machen, während die Vielen sich die Wohnungen, Arbeits- und Gewerberäume nicht mehr leisten können.
Unser Protest richtet sich gegen den Zynismus, mit dem das „Vielfältige, Subkulturelle und Lebendige" der Kieze als Verkaufsargument für Renditeimmobilien herhalten muss, während gleichzeitig eben diese Nachbarschaft zerstört wird.
Wir solidarisieren uns mit all jenen, die sich in dieser Nachbarschaft und überall in der Stadt gegen Verdrängung und Gentrifizierung zur Wehr setzen, z.B. Stadt von Unten, Kotti & Co, Lause bleibt, GloReiche, Google ist kein guter Nachbar, OraNostra, Boss&U, Bizim Kiez, Zwangsräumung verhindern, m24bleibt, Commons Abendschule in den Prinzessinnengärten und viele weitere.
Für uns steht fest: In diesen Hallen gibt es nichts zu feiern!
Wir fordern am Abend des 28.09.2018 alle Besucherinnen des Berlin Art Prize, die beteiligten Künstler*innen, die Jurymitglieder und die Organisatorinnen auf, aus diesen Räumen auszuziehen und mit uns auf die Straße zu gehen.
Wir fordern die Ostkreuzschule für Photographie dazu auf, diese Räume nicht zu nutzen, so wie es die Kunsthochschule Weißensee, die Kunstwerke (KW) und der Berlin Art Prize auch nicht hätten tun sollen.
Wir fordern alle beteiligten Kultur- und Kunstinstitutionen dazu auf, sich öffentlich zu positionieren.
Wir fordern von der Politik:
Die Aktion „Auch Pandion ist kein guter Nachbar" wird getragen von Kunstblock and beyond, nGbK (Neue Gesellschaft für bildende Kunst) und weiteren Unterstützer*innen.
Kundgebung und Aktion "Auch Pandion ist kein guter Nachbar"
Parallel zur Berlin Art Prize Verleihung am 28.09.2018, 20:00 bis 1:00 Uhr
Vor "The Shelf Off-Location", Prinzenstr.34, Kreuzberg
Ein neuer Nachbar hat sich angekündigt. Auf den zwei Grundstücken in der Prinzenstr., Kreuzberg dort wo über 40 Jahre lang die Firma Robben & Wientjes in ihrem Stammsitz Umzugswagen verliehen hat, will die Pandion AG die Gewerbehöfe „The Shelf" errichten. Im Zuge der Übernahme des Autoverleihers durch die Firma Buchbinder wurden die Grundstücke am Standort Prinzenstr. an Pandion verkauft — mit 1,85 Milliarden Euro Verkaufsvolumen inzwischen sechstgrößter Immobilienwickler Deutschlands.
Die Robben gehen, die Haie kommen
Pandion stellt sich als lokal engagiertes, soziales Unternehmen dar. Man befinde sich „bereits in guten Gesprächen mit den Nachbarn" und die Entwicklung der Grundstücke erfolge in enger Abstimmung mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Doch die Nachbarn haben von den Plänen der Pandion AG erst aus der Presse erfahren, während der Bezirk sich bedeckt hielt.
„The Shelf" ist nicht der kreative, grüne und soziale Ort, den das Unternehmen auf seinen Plakaten verspricht. Angekündigt ist vielmehr eine 150 Millionen Euro teure begehbare Geldanlage: The Shelf 1 (Prinzenstr./Ecke Ritterstr.) und The Shelf 2 (Prinzenstr.34). Einziehen sollen zahlungskräftige Start-Ups und Unternehmen aus Kreativ- und Tourismuswirtschaft, die sich Mieten um die 25 Euro pro Quadratmeter leisten können. Es hieß, es würde auch bezahlbarer Raum für Kunst und lokales Gewerbe entstehen. Tatsächlich sollen jedoch nur 3,8 % (!) der insgesamt 18.000 Quadratmeter für 10 Jahre zur Hälfte des Preises vermietet werden.
Der erhebliche Marketingaufwand, den Pandion für seine Imagepflege betreibt, kann niemanden darüber hinwegtäuschen, dass die Immobilie für die in der Nachbarschaft arbeitenden und lebenden Menschen keine bezahlbaren Räume schafft. Pandions sogenannter „Zukunftsort" schafft keine Zukunft für uns. Hier wird eine weitere Kapitalanlage in eine diverse, akut von Verdrängung bedrohte Nachbarschaft mit gewachsenen Stadtstrukturen gebaut. Mit diesen Investitionen und Renditeerwartungen entsteht nicht der „soziale Raum für die bunte (Sub-)Kultur, Nachbarn, Kunst", den Pandion verspricht. Auch in der Umgebung werden die Mieten durch solche Projekte steigen, Gewerbemieter*innen und Kulturschaffende werden verdrängt, weitere zahlungskräftige Unternehmen angelockt. Deren gut bezahlte Angestellte konkurrieren um den arbeitsnahen Wohnraum, sie fragen eine ihren Ansprüchen gemäße Infrastruktur wie z.B. hochpreisige Gastronomie nach, etc., etc.
Für uns steht daher fest: Auch Pandion ist kein guter Nachbar!
Die Stadt ist ein Gemeinwesen und kein Spekulationsobjekt!
Die laufende Verdrängung betrifft Mieter*innen, Gewerbetreibende, soziale Einrichtungen, aber auch Kunst- und Kulturschaffende, die keine bezahlbaren Ateliers und Ausstellungsräume mehr finden können.
Derzeit vergibt Pandion über die Agentur „Glut" Zwischennutzungsmöglichkeiten für kulturelle Veranstaltungen und Ausstellungen. Institutionen wie die Kunst-Werke Berlin (KW) und die Kunsthochschule Weissensee haben diese für die eigenen Events in Anspruch genommen, ohne den immobilienwirtschaftlichen Hintergrund kritisch zu hinterfragen.
Die Instrumentalisierung der Kunst für die eigenen Zwecke hat Pandion schon bei dem Street-Art-Zwischennutzungs-Projekt „The Haus" erfolgreich ausprobiert, für das sie mit dem Immobilien-Marketing-Award 2017 ausgezeichnet wurden. Während die Kunst- und Kulturproduzentinnen noch glauben, günstige Räume für eine Zwischennutzung gefunden zu haben, sind sie inklusive städtischer Förderung — schon längst unbezahlter Teil einer Marketingmaschine.
Unser Protest richtet sich nicht gegen den Berlin Art Prize. Unser Protest richtet sich dagegen, dass einige wenige Millionengewinne machen, während die Vielen sich die Wohnungen, Arbeits- und Gewerberäume nicht mehr leisten können.
Unser Protest richtet sich gegen den Zynismus, mit dem das „Vielfältige, Subkulturelle und Lebendige" der Kieze als Verkaufsargument für Renditeimmobilien herhalten muss, während gleichzeitig eben diese Nachbarschaft zerstört wird.
Wir solidarisieren uns mit all jenen, die sich in dieser Nachbarschaft und überall in der Stadt gegen Verdrängung und Gentrifizierung zur Wehr setzen, z.B. Stadt von Unten, Kotti & Co, Lause bleibt, GloReiche, Google ist kein guter Nachbar, OraNostra, Boss&U, Bizim Kiez, Zwangsräumung verhindern, m24bleibt, Commons Abendschule in den Prinzessinnengärten und viele weitere.
Für uns steht fest: In diesen Hallen gibt es nichts zu feiern!
Wir fordern am Abend des 28.09.2018 alle Besucherinnen des Berlin Art Prize, die beteiligten Künstler*innen, die Jurymitglieder und die Organisatorinnen auf, aus diesen Räumen auszuziehen und mit uns auf die Straße zu gehen.
Wir fordern die Ostkreuzschule für Photographie dazu auf, diese Räume nicht zu nutzen, so wie es die Kunsthochschule Weißensee, die Kunstwerke (KW) und der Berlin Art Prize auch nicht hätten tun sollen.
Wir fordern alle beteiligten Kultur- und Kunstinstitutionen dazu auf, sich öffentlich zu positionieren.
Wir fordern von der Politik:
- Bezahlbare, dauerhaft abgesicherte Räume für Kleingewerbe und Handwerk, Ausstellungs- und Arbeitsflächen für Kunst und Kultur.
- Eine nachhaltige Kulturpolitik, die soziale stadtpolitische Fragen in den Blick nimmt und strategische Förderinstrumente entwickelt. Verstärkte Abstimmung zwischen Kultur- und Stadtentwicklungspolitik.
- Keine öffentlichen Gelder für Kultur-Zwischennutzung in proftiorientierten Investorenprojekten. Keine Aufwertung und Verdrängung durch geförderte Kulturprojekte.
- Eine Proaktive Transparenz der Bezirke gegenüber Nachbarschaft und Initiativen bei Bauanträgen dieser Größenordnung.
- Milieuschutzsatzung auf Gewerbe ausweiten, so dass in solchen Fälen das Vorkaufsrecht zum Tragen kommt.
- Auflagen gegenüber Pandion auf die noch ausstehende Ausstellung der Baugenehmigung (z.B. Prüfung der Übernahme eines Teilgeländes für gemeinwohlorientierte Zwecke durch einen gemeinwohlorientierten Träger).
- Wirksame Abschöpfung von Spekulationsgewinnen aus dem Verkauf von Grund und Boden zugunsten des Gemeinwohls.
Die Aktion „Auch Pandion ist kein guter Nachbar" wird getragen von Kunstblock and beyond, nGbK (Neue Gesellschaft für bildende Kunst) und weiteren Unterstützer*innen.
Kundgebung und Aktion "Auch Pandion ist kein guter Nachbar"
Parallel zur Berlin Art Prize Verleihung am 28.09.2018, 20:00 bis 1:00 Uhr
Vor "The Shelf Off-Location", Prinzenstr.34, Kreuzberg