Pressemitteilung 31.01.2016 von Bizim Kiez: Bizim Bakkal schließt — die Initiative bleibt
Bisher betreibt Familie Çalışkan den Gemüseladen „Bizim Bakkal“, der zum Symbol im Kampf gegen Verdrängung in Kreuzberg wurde. Der Konflikt mit dem Investor Ioannis Moraitis findet jetzt ein Ende. Zum 31.3.2016 wird der Laden aus gesundheitlichen Gründen des Betreibers geschlossen. Die Nachbarschaft verliert damit an Kiezkultur, aber nicht an Biss im Kampf gegen den Ausverkauf ihres Kiezes.
Im Frühjahr 2015 wurde dem letzten, im Wrangelkiez verbliebenen, inhabergeführten Gemüseladen „Bizim Bakkal“ (deutsch: „Unser Laden“) gekündigt, der seit 29 Jahren von der Familie Çalışkan betrieben wird. In Reaktion darauf trat eine breite nachbarschaftliche Protestbewegung gegen Verdrängung und Entmietung auf den Plan. Die Initiative, die sich nach dem Laden „Bizim Kiez“ benannt hat, setzt sich seither für den Erhalt des Kleingewerbes und für bezahlbare Mieten ein. Ihre wöchentlichen, solidarischen Versammlungen vor dem Laden riefen ein internationales Medienecho hervor. Der Investor zog daraufhin die Kündigung zurück. Doch verweigerte er der Familie einen neuerlichen Mietvertrag mit fester Laufzeit, eine Kündigung blieb jederzeit möglich. Unter diesem enormen psychischen Druck und ohne planbare Perspektive kann die Familie den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Die gesundheitlichen Probleme von Ahmet Çalışkan, die ihn nun zum Aufgeben zwingen, waren dem Vermieter bekannt.
Bizim Kiez
Bisher betreibt Familie Çalışkan den Gemüseladen „Bizim Bakkal“, der zum Symbol im Kampf gegen Verdrängung in Kreuzberg wurde. Der Konflikt mit dem Investor Ioannis Moraitis findet jetzt ein Ende. Zum 31.3.2016 wird der Laden aus gesundheitlichen Gründen des Betreibers geschlossen. Die Nachbarschaft verliert damit an Kiezkultur, aber nicht an Biss im Kampf gegen den Ausverkauf ihres Kiezes.
Im Frühjahr 2015 wurde dem letzten, im Wrangelkiez verbliebenen, inhabergeführten Gemüseladen „Bizim Bakkal“ (deutsch: „Unser Laden“) gekündigt, der seit 29 Jahren von der Familie Çalışkan betrieben wird. In Reaktion darauf trat eine breite nachbarschaftliche Protestbewegung gegen Verdrängung und Entmietung auf den Plan. Die Initiative, die sich nach dem Laden „Bizim Kiez“ benannt hat, setzt sich seither für den Erhalt des Kleingewerbes und für bezahlbare Mieten ein. Ihre wöchentlichen, solidarischen Versammlungen vor dem Laden riefen ein internationales Medienecho hervor. Der Investor zog daraufhin die Kündigung zurück. Doch verweigerte er der Familie einen neuerlichen Mietvertrag mit fester Laufzeit, eine Kündigung blieb jederzeit möglich. Unter diesem enormen psychischen Druck und ohne planbare Perspektive kann die Familie den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Die gesundheitlichen Probleme von Ahmet Çalışkan, die ihn nun zum Aufgeben zwingen, waren dem Vermieter bekannt.
Ladenbetreiber und Initiative halten zusammen
Aus der Protestbewegung hat die Familie Çalışkan Kraft geschöpft, um sich gegen den Angriff auf ihre Existenz zur Wehr zu setzen. Umgekehrt hat sie eine ganze Nachbarschaft mobilisiert: „Ihr mutiger Kampf um ihre Existenzgrundlage in Verbindung mit dem sozialen und warmherzigen Engagement für die Nachbarschaft ist inspirierend für alle, die sich mit den zerstörerischen Verdrängungsstrategien der Immobilienwirtschaft nicht abfinden wollen.“ so Thomas Symanek von der Initiative Bizim Kiez. „Wir sind traurig. Aber wir sind der Familie Çalışkan auch sehr dankbar – besonders dafür, dass sie uns zu dieser Bewegung im solidarischen Miteinander im Kiez zusammengeführt hat. Dadurch konnten wir den Druck aufbauen, der z.B. auch zur Wahrnehmung des Vorkaufrechtes der Wrangelstr 66 durch den Bezirk geführt hat.“Das bedarfsgerechte Kleingewerbe braucht Schutz
Investoren haben im angeheizten Immobilienmarkt gegenüber Kleingewerbetreibenden hinsichtlich Entmietung leichtes Spiel. Sie haben Zeit und können warten, bis die Ladenbetreiber dem Druck nicht mehr standhalten. Die Immobilien werden währenddessen immer wertvoller. Die Initiative fordert deshalb mehr Schutz für das Kleingewerbe: „Wir fordern von der Politik wirksame Regelungen, die verhindern, dass florierende Geschäfte zur bedarfsgerechten Nahversorgung aus den Kiezen verdrängt werden, weil Immobilienbesitzer uneingeschränkt ihre Profitinteressen durchsetzen können. Der in Berlin teilweise geltende Milieuschutz muss für den Bereich des Kleingewerbes ausgeweitet werden. Kleine Gewerbetreibende haben bisher kaum Chancen, dem horrenden Preisanstieg durch Gentrifizierung standzuhalten. Das betrifft auch zahlreiche Kitas, Jugendclubs oder Begegnungsstätten für Senioren. So gehen zunehmend Kultureinrichtungen und nachbarschaftlicher Zusammenhalt in den Kiezen verloren.“ sagt Gabriela Stangenberg. Außerdem fordert Bizim Kiez vom Geschäftsführer der Wrangelstraße 77 GmbH Ioannis Moraitis, dass die Ladenräume des heutigen Bizim Bakkal wieder einem bedarfsgerechten Betrieb zu einer bezahlbaren Miete zur Verfügung gestellt werden. An diesem symbolischen Ort ist kein Platz für das Profitstreben eines Investors.Die Nachbarschaftsinitiative wird politisch stärker
Der Protest der Nachbarschaftsinitiative ist noch lange nicht zu Ende. Gerade Ahmet Çalışkan hatte von Anfang an im Auge, dass der Einsatz für „Bizim Bakkal“ Präzedenzcharakter für viele andere Verdrängungsfälle in Berlin hat, bei denen Selbstorganisation und öffentlicher Protest nötig ist, um an der generellen Problematik etwas zu ändern. Inzwischen haben sich viele andere von Verdrängung bedrohte Gewerbetreibende und Hausgemeinschaften mit der Initiative Bizim Kiez verbunden, die nun über den Wrangelkiez hinaus praktisch und politisch tätig ist.Bizim Kiez