Kiezdemo vom 17.07.2016: Wir brauchen Platz! Wir wollen Wohnungen! Her mit dem Kiezraum!
Eine Demo in 61, gab es das schon mal? Mag sein vor hundert Jahren, soviel ist schon mal klar.
Zur angemessenen sonntäglichen Kreuzberger Frühstückszeit sammelten sich vor dem Gelände der ehemaligen Bockbierbrauerei in der Fidicinstraße eine handvoll Menschen, überschritten zum offiziellen Beginn die Zweistelligkeit und setzten sich nahezu dreistellig in Bewegung. Vom Wasserturm ergoss sich der bunte Haufen hinunter Richtung Chamissoplatz, wälzte sich durch die Friesenstraße, um an deren Fuß auf ent- und begeistert dreinschauende Gäste der Kreuzberger Markthalle zu treffen.
Im weiteren Verlauf, verstärkt durch sich spontan solidarisierende Anwohner der Bergmannstraße, schwoll der machtvolle Zug auf über hundertfünfzig Menschen an, bog in die vielspurige Prachtstraße Mehringdamm (ehemals Belle-Alliance), um an deren nördlichen Ausläufer das ehemalige Dragonergelände zu erreichen, wo das legendäre Musikfestival seien Anfang nahm. Die Abschlusskundgebung auf der Kreuzung Mehringdamm/Ecke Obentrautstraße mobilisierte weitere ungezählte Beobachter des Geschehens, die sich irgendwie in den Sonntags leerstehenden Finanzamtsgebäude bzw. der Handwerkskammer oder auf dem gegenüberliegenden Friedhöfen (Jerusalemer- und Dreifaltigkeit-) verbargen
Am Sonntag(vor)mittag zogen ungefähr 130 Menschen mit vielen Transparenten und Protestschildern lautstark durch den Chamissokiez zum Areal hinter dem Finanzamt — das sog. Dragonerareal.
Wir brauchen Platz!
Kleingewerbe, HandwerkerInnen, Kultureinrichtungen, von Zwangsräumungen Bedrohte, bereits Wohnungslose, SozialhilfeempfängerInnen, prekär Beschäftigte, Geflüchtete, MieterInnen und HausprojektlerInnen… — das sind wir und wir sind Teil unserer Nachbarschaften und in diesen brauchen wir unseren Platz!
Kreuzberg 61 ist einer der Hotspots von Verdrängung, Gentrifizierung und Mietpreissteigerung in Berlin. Das Areal der Bockbrauerei und das sogenannte Dragonerareal sind zwei Beispiele dieser Entwicklungen.
Die Bockbrauerei, bisher ein Zentrum für lokales Gewerbe und Kultureinrichtungen, wurde Anfang des Jahres an einen Investor verkauft, der hier hochpreisigen Wohnungsbau realisieren möchte.
Für die bisherige Nutzung ist dann kein Platz mehr.
Auch das sogenannte Dragonerareal sollte letztes Jahr an einen Investor verkauft werden. Der Bundesrat stimmte schon im September 2015 gegen diese Privatisierung. Seit dem ist allerdings nichts passiert: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unter Finanzminister Schäuble weigert sich den Verkauf rückabzuwickeln. Die Situation der zahlreichen GewerbemieterInnen des Geländes ist weiter unsicher, der Bau wirklich bezahlbarer und dauerhaft abgesicherter Wohnungen, die im Kiez so dringend fehlen, dadurch nicht möglich. Zwischen den beiden Arealen tummelt sich auf unserer Demoroute leider der ganz normale Mietenwahnsinn von Zwangsräumungen, Umwandlung in Eigentum, Ferienwohnungen und spekulativem Leerstand.
„Wat ick für mich will, dat is ja einfach, ne bezahlbare anjemessene Wohnung, det muss keen Schloss oder sonstwat sein [..] Im Großen und Ganzen kann ick sagen, wir wollen Wohnungen, für alle“ — so ein Aktiver im Bündnis Zwangsräumung Verhindern, welcher derzeit im räumungsbedrohten Männerwohnheim in der Berlichingenstr. 12 in Moabit lebt.
Zusammen mit der Kampagne Wir wollen Wohnungen! fordern wir gemeinsam mit Betroffenen von Zwangsräumungen, Mieterhöhungen und Wohnungslosen guten Wohnraum für Alle und den Platz der uns zusteht.
Her mit dem Kiezraum!
Um diesem Anspruch Ausdruck zu verleihen, fordern Stadt von Unten und andere lokale Initiativen seit langem einen Kiezraum auf dem sogenannten Dragonerareal — einen Ort für gemeinsames Pläne schmieden, einen Ort für Nachbarschaft, einen Ort an dem über die Zukunft des Geländes beraten und entschieden werden kann.
Videos:
Redebeitrag zur Bockbrauerei
Redebeitrag zur Willibald-Alexis-Str.34
spontaner Redebeitrag zur Kündigung der Räume des Berliner Büchertischs
Fotos: kappa photo
Eine Demo in 61, gab es das schon mal? Mag sein vor hundert Jahren, soviel ist schon mal klar.
Zur angemessenen sonntäglichen Kreuzberger Frühstückszeit sammelten sich vor dem Gelände der ehemaligen Bockbierbrauerei in der Fidicinstraße eine handvoll Menschen, überschritten zum offiziellen Beginn die Zweistelligkeit und setzten sich nahezu dreistellig in Bewegung. Vom Wasserturm ergoss sich der bunte Haufen hinunter Richtung Chamissoplatz, wälzte sich durch die Friesenstraße, um an deren Fuß auf ent- und begeistert dreinschauende Gäste der Kreuzberger Markthalle zu treffen.
Im weiteren Verlauf, verstärkt durch sich spontan solidarisierende Anwohner der Bergmannstraße, schwoll der machtvolle Zug auf über hundertfünfzig Menschen an, bog in die vielspurige Prachtstraße Mehringdamm (ehemals Belle-Alliance), um an deren nördlichen Ausläufer das ehemalige Dragonergelände zu erreichen, wo das legendäre Musikfestival seien Anfang nahm. Die Abschlusskundgebung auf der Kreuzung Mehringdamm/Ecke Obentrautstraße mobilisierte weitere ungezählte Beobachter des Geschehens, die sich irgendwie in den Sonntags leerstehenden Finanzamtsgebäude bzw. der Handwerkskammer oder auf dem gegenüberliegenden Friedhöfen (Jerusalemer- und Dreifaltigkeit-) verbargen
Am Sonntag(vor)mittag zogen ungefähr 130 Menschen mit vielen Transparenten und Protestschildern lautstark durch den Chamissokiez zum Areal hinter dem Finanzamt — das sog. Dragonerareal.
Wir brauchen Platz!
Kleingewerbe, HandwerkerInnen, Kultureinrichtungen, von Zwangsräumungen Bedrohte, bereits Wohnungslose, SozialhilfeempfängerInnen, prekär Beschäftigte, Geflüchtete, MieterInnen und HausprojektlerInnen… — das sind wir und wir sind Teil unserer Nachbarschaften und in diesen brauchen wir unseren Platz!
Kreuzberg 61 ist einer der Hotspots von Verdrängung, Gentrifizierung und Mietpreissteigerung in Berlin. Das Areal der Bockbrauerei und das sogenannte Dragonerareal sind zwei Beispiele dieser Entwicklungen.
Die Bockbrauerei, bisher ein Zentrum für lokales Gewerbe und Kultureinrichtungen, wurde Anfang des Jahres an einen Investor verkauft, der hier hochpreisigen Wohnungsbau realisieren möchte.
Für die bisherige Nutzung ist dann kein Platz mehr.
Auch das sogenannte Dragonerareal sollte letztes Jahr an einen Investor verkauft werden. Der Bundesrat stimmte schon im September 2015 gegen diese Privatisierung. Seit dem ist allerdings nichts passiert: Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unter Finanzminister Schäuble weigert sich den Verkauf rückabzuwickeln. Die Situation der zahlreichen GewerbemieterInnen des Geländes ist weiter unsicher, der Bau wirklich bezahlbarer und dauerhaft abgesicherter Wohnungen, die im Kiez so dringend fehlen, dadurch nicht möglich. Zwischen den beiden Arealen tummelt sich auf unserer Demoroute leider der ganz normale Mietenwahnsinn von Zwangsräumungen, Umwandlung in Eigentum, Ferienwohnungen und spekulativem Leerstand.
Wir wollen Wohnungen!
Zusammen mit der Kampagne Wir wollen Wohnungen! fordern wir gemeinsam mit Betroffenen von Zwangsräumungen, Mieterhöhungen und Wohnungslosen guten Wohnraum für Alle und den Platz der uns zusteht.
Her mit dem Kiezraum!
Um diesem Anspruch Ausdruck zu verleihen, fordern Stadt von Unten und andere lokale Initiativen seit langem einen Kiezraum auf dem sogenannten Dragonerareal — einen Ort für gemeinsames Pläne schmieden, einen Ort für Nachbarschaft, einen Ort an dem über die Zukunft des Geländes beraten und entschieden werden kann.
Videos:
Redebeitrag zur Bockbrauerei
Redebeitrag zur Willibald-Alexis-Str.34
spontaner Redebeitrag zur Kündigung der Räume des Berliner Büchertischs
Fotos: kappa photo